Adipositas? Reha wirkt!
Ihr Neustart für ein leichteres Leben – mit oder ohne Medikation. Viele Menschen, die schon unzählige Diäten ausprobiert haben, sehnen sich danch. Seit einiger Zeit machen Injektionen – umgangssprachlich „Abnehmspritze“ genannt – Schlagzeilen.

Prim. Priv.-Doz. Dr. Karl Horvath beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Adipositas, zur Abnehmspritze und was Betroffene für ein gesünderes Leben tun können. Fakt ist: Abnehmspritzen können die Gewichtsabnahme deutlich erleichtern, sind aber kein Wundermittel.
„Die Grundlage jeder Behandlung ist nach wie vor die Umstellung auf einen gesunden Lebensstil. Medikamente sind der zweite oder dritte Schritt.“
— Dr. Karl Horvath
Dr. Horvath ist Ärztlicher Direktor im Klinikum Bad Gleichenberg und Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie.
Für wen kommt die Abnehmspritze in Frage?
Laut internationalen Leitlinien und heimischer Praxis werden Medikamente oder Injektionen erst verordnet, wenn
- der Body-Mass-Index (BMI) ≥ 30 kg/m² liegt oder
- bei BMI ≥ 27 kg/m² bereits Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechsel-Störungen bestehen.

Doch selbst dann sind sie immer nur ergänzend zu Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie empfohlen. Studien zeigen, dass mit der Spritze 70–90 % der Personen mindestens 10 % ihres Ausgangsgewichts verlieren. Im Vergleich: Ohne Medikament gelingt das nur jeder 10. Person. Der Haken: Hören Sie auf zu injizieren, steigt das Gewicht meist wieder an. Zudem können anfangs Übelkeit, Erbrechen oder Verdauungsbeschwerden auftreten, selten Gallensteine. Achtung: Die Kosten betragen mehrere tausend Euro im Jahr und es ist derzeit (noch) keine Kassenleistung.
Welches Vorgehen würden Sie betroffenen Patient:innen empfehlen?
Mein Credo ist: Reha zuerst, Spritze danach – wenn nötig. In der Reha erhalten Sie das Rüstzeug, Ihren Energiehaushalt dauerhaft ins Gleichgewicht zu bringen. Wenn damit keine ausreichende Gewichtsabnahme gelingt oder medizinische Gründe dafür sprechen, kommt die Injektion als nächster Schritt hinzu.
Die Spritze senkt Appetit und steigert Ihr Sättigungsgefühl, doch sie ersetzt weder Muskelaufbau noch Stress-Management. Beides lernen Sie aber in der Reha.
Wenn Sie sich für die Spritze entscheiden, brauchen Sie ärztliche Betreuung und meist eine dauerhafte Anwendung. Reha-Kliniken können den Einstieg begleiten und später in Wiederholungsaufenthalten weiter unterstützen.

Was passiert in der Rhea und warum ist sie der eigentliche „Game Changer“?
In einer 3-wöchigen stationären Adipositas-Reha purzeln vielleicht nur 2 bis 3 Kilo – doch die wahren Gewinne liegen anderswo. Es geht darum, Strategien, Taktiken und Wissen mitzunehmen, um zu Hause langfristig dranzubleiben. In der geschützten Umgebung können Ärzt:innen, Diätolog:innen, Sportwissenschafter:innen und Psycholog:innen gemeinsam mit Ihnen alle Stellschrauben drehen. Der stationäre Rahmen schafft außerdem Motivation und Peer-Support: Selbst Patient:innen mit vielen frustranen Abnehmversuchen erleben oft einen neuen Motivationsschub, weil sie aus den Trigger-Situationen des Alltags herausgelöst sind.
Übersicht: Das Reha-Programm
Von gelenkschonendem Aqua-Training bis hin zu Kaftaufbau bei Muskelabbau – angepasst an Gelenksprobleme, Herz-Kreislauf-Status und persönliche Vorlieben.
Praktische Tipps von Diätolog:innen und persönliche Zielvereinbarungen ersetzen Verbotslisten.
Verhaltenstherapeutische Impulse helfen, emotionale Ess-Auslöser zu erkennen und gesündere Gewohnheiten zu verankern. Schon kurze Module können den Blick auf „innere Saboteure“ schärfen.
Begleiterkrankungen werden optimiert. Wer bereits ein Abnehm-Medikament nutzt, oder damit starten möchte, erhält engmaschige Kontrolle und Dosis-Anpassung.

Sie haben Adipositas und möchten ein gesünderes Leben führen? So kommen Sie zu Ihrer Reha:
Wenn Ihr BMI über 30 liegt oder Begleiterkrankungen das Abnehmen erschweren, lohnt sich der Antrag auf eine stationäre Adipositas-Reha. Dort stellen Expert:innen gemeinsam mit Ihnen einen realistischen Plan auf und testen aus, was im Alltag funktioniert. Die Abnehmspritze kann dabei ein nützliches Werkzeug sein, ist aber weder Pflicht noch Abkürzung. Entscheidend ist, dass Sie nach der Reha wissen, wie Sie Ernährung, Bewegung und eventuell Medikamente so kombinieren, dass Ihr neues Gewicht bleibt.
Tipp: Ein Hausärzt:innen-Gespräch kann dabei helfen, Ihren Reha-Bedarf zu klären und den Reha-Antrag richtig auszufüllen.
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